Wie u.a. die TAZ berichtet, „hat das Bundesinnenministerium mögliche Szenarien zum Verlauf der Corona-Epidemie . . . dargestellt“. In diesem Stragegieapier ist von einer „Verdopplungszeit der Infiziertenzahl“ die Rede, die sich „von anfangs 3 Tagen bis Mitte April auf 6 Tage und bis Ende April auf 9 Tage verlängert“.
In einem späteren Absatz wird dieser Sachverhalt so dargestellt: „In einem als „Dehnung“ bezeichneten Szenario wird davon ausgegangen, dass die Verdopplungszeit der Infiziertenzahl durch schärfere Maßnahmen zur Verringerung physischer Kontakte schon bis Anfang April auf 6 Tage und bis Mitte April auf 9 Tage steigt.“
Es werden schärfere Maßnahmen angekündigt, um größeren Schaden dadurch abzuwenden, dass die Verdopplungszeit der Infiziertenzahl vergrößert wird.
Das Problem: An Hand der Daten, die vom Robert-Koch-Institut täglich veröffentlicht und auf wikipedia zusammengefasst werden, befindet sich die Entwicklung der Infiziertenzahl bereits jenseits des sogenannten Scheitelpunktes.
Scheitelpunkt bedeutet in diesem Fall, dass mehr als die Hälfte der erwarteten Zahl von Infizierten bereits erreicht ist. Eine Verdopplung ist damit nicht mehr möglich. Verdopplungsraten erwartet man in Fällen wie der Corona Pandemie in einem frühen Entwicklungstadium, das man exponentielle Phase nennt.
Sicherlich ist es sinnvoll, die bestehenden Vorsichtsmaßnahmen noch aufrecht zu erhalten. Aber eine Verschärfung der Maßnahmen, mit der im Strategiepapier genannten Begründung, erschließt sich mir nicht.
Nach Erreichen des Plateaus – gegen Ende April, Anfang Mai – darf man mit einer nur noch geringen Zunahme der Infiziertenzahl rechnen. Wartet man nach Erreichen des Plateaus noch die Quarantänezeit ab, sollte man mit dem Abbau der Einschränkungen beginnen und nicht noch mehr einschränkende Maßnahmen fordern. Selbst wenn man die Quarantänezeit mit vier Wochen annimmt, wäre dies spätestens ab Anfang Juni möglich. Allerdings sollten nicht unerhebliche Vorsichtsmaßnahmen weiter beibehalten werden.
Das Strategiepapier formuliert dagegen: „Allerdings müsste der Ausnahmezustand mit weitgehenden Kontaktbeschränkungen dabei rund 7 Monate andauern.“ Das wäre im November! Dabei sollte man nicht die vorher geforderten schärferen Maßnahmen vergessen.