Wie unter anderem auch vom RKI berichtet, sind die Zahlen zu den Corona-Neuinfektionen um Weihnachten und den Jahreswechsel mit Vorsicht zu betrachten. Doch langsam scheint sich ein klareres Bild abzuzeichnen, zumal auch die Anzahl der Tests aus der ersten Kalenderwoche des Jahres 2021 nun vorliegen. Werfen wir zunächst einen Blick auf die Entwicklung der Anzahl der wöchentlich durchgeführten Corona-Tests. Man erkennt in der folgenden Abbildung, dass während der ersten Welle, t_{60}-t_{160} (21.02.2020 – 29.06.2020) die Anzahl der Tests auf relativ konstantem Niveau liegt. Die zweite Welle beginnt etwa bei t_{260} (07.10.2020). Seit diesem Tag schwankt die Anzahl durchgeführter Tests stark. Die folgende Abbildung zeigt diesen Verlauf als grüne Kurve. Die Zahlen sind auf das Maximum normiert, das in der Kurve als 1 an t_{282} (29.10.2020) erscheint. Den Wert von 1 kann man auch als 100 Prozent Wert verstehen. So gelesen, startet die zweite Welle mit einem Testniveau von 70 Prozent, steigt dann auf 100 Prozent und schwankt bis kurz Weihnachten zwischen 80 und 100 Prozent. Um Weihnachten fällt die Zahl der Tests auf 50 Prozent des Maximums und kehrt in der ersten Kalenderwoche 2021 auf ein 75 Prozent Niveau zurück. Es sei an dieser Stelle nur randbemerkend die Frage gestellt, wie man bei so stark schwankenden Testzahlen belastbar eine Inzidenz feststellen will, die auf den reinen Testergebnissen basiert, ohne die Zahl durchgeführter Tests zu berücksichtigen.
Es ist bei diesem Verlauf der Zahl durchgeführter Tests nicht verwunderlich, dass die erste Welle viel klarer verläuft als die zweite. Dies ist gut an der schwarzen Kurve der folgenden Abbildung zu erkennen. Die Kurve steigt an, erreicht ihr Maximum und fällt wieder ab, ohne irgendwelches Zickzack. Ganz anders verhält es sich, die absoluten Zahlen betrachtend, während der zweiten Welle. Die Kurve steigt an und an t_{294} (10.11.202), acht Tage nach Beginn des zweiten Lockdowns (t_{286}, 02.11.2020) sieht es so aus, als sei ein Maximum erreicht. Danach fallen die absoluten Zahlen leicht. Betrachtet man für den selben Zeitraum den Verlauf der Testzahlen, so stellt man fest, dass diese Anfang November ihr Maximum erreichen (100 Prozent am Tag des Beginn des zweiten Lockdowns) und Ende November auf 80 Prozent des Maximums fallen, um dann bis Mitte Dezember (t_{330}) wieder auf nahezu Maximalniveau erhöht zu werden. Mit diesem Anstieg der Testzahlen steigt auch die Zahl der täglich gemessenen Neuinfektionen wieder an. Die Kurve erreicht ihr absolutes Maximum an t_{334} (20.12.2020), fällt danach stark ab, um an t_{348} (03.01.2021) kurzzeitig wieder anzusteigen. Seit t_{353} (08.01.2021) fällt die Zahl täglicher Neuinfektionen.
Wie stellt sich der Verlauf der Zahl täglicher Neuinfektionen dar, wenn man die Zahl durchgeführter Tests berücksichtigt? Dies zeigt die rote, gestrichelte Kurve der nächsten Abbildung. Zunächst einmal fällt der hohe Maximalwert der ersten Welle auf. Der auf die Anzahl Tests berechnete maximale Inzidenzwert der ersten Welle liegt bei 193 und nicht bei 47, wie sich aus den einfachen, nicht korrigierten Daten ablesen lässt. Die zweite Welle verläuft auch in der normierten Darstellung etwas „unrunder“ als die erste Welle. Das Maximum liegt bei 291 Neuinfektionen pro hunderttausend und Woche und wird an t_{346} (01.01.2021) erreicht. Seit nunmehr gut zwei Wochen ist die Zahl täglicher Neuinfektionen in kleinen Wellen deutlich auf einen Inzidenzwert von aktuell 202 gefallen. Die zweite Welle scheint damit überschritten.