In diesem Beitrag wird der Verlauf der Inzidenz in Bezug auf die verschiedenen Lockdowns betrachtet und ein Vergleich zur Spanischen Grippe hergstellt. Die schwarze Kurve der folgenden Abbildung zeigt die Originalwerte der Inzidenz, wie vom RKI publiziert. Die rote Kurve zeigt die auf die Anzahl Tests normierten Werte. Die grüne Kurve zeigt den Verlauf der Anzahl durchgeführter Tests. Zu Darstellungszwecken wurde das Maximum durchgeführter Tests auf 100 gesetzt.
Die Pfeile zeigen den Zeitpunkt der verschiedenen Lockdowns: Am 02.11.2020 (t_{286}) wurde der Lockdown light (blauer Pfeil), am 16.12.2020 (t_{330}) der harte Lockdown (orange farbener Pfeil) und am 21.04.2021 (t_{456}) die bundeseinheitlichen Maßnahmen mit Ausgangssperren (roter Pfeil) gestartet.
Das Test-Maximum wurde in Kalenderwoche 51 (14.12.2020) mit 1.672.033 Tests erreicht und damit unmittelbar vor dem harten Lockdown. Fast genau so viele Tests (1.663.992) wurden in Kalenderwoche 44 (26.10.2020) unmittelbar vor dem Lockdown light durchgeführt. Unmittelbar nach dem „3. Lockdown“ sank die Testzahl um etwa zehn Prozent.
Die folgende Abbildung zeigt den Verlauf der Toten. Man erkennt, dass die zweite Welle deutlich breiter als die erste Welle ist. Die zweite Welle startet etwa bei t_{280} und endet etwa bei t_{430}. Das entspricht 150 Tagen oder fünf Monaten. Die dritte Welle ist relativ klein im Vergleich zur zweiten und erreicht früh ein Plateau. Ein klares Maximum lässt sich nicht bestimmen.
Vergleich zur Spanischen Grippe
Es stellt sich die Frage, ob der harte Lockdown vom 16.12.2020 etwas gebracht hat. Wie breit wäre die Welle ohne Lockdown geworden? Betrachten wir den Verlauf der Spanischen Grippe in folgender Abbildung (von Auge=mit, unverändert) als Tote pro tausend Einwohner für Großbritannien im Zeitraum Juni 1918 bis Mai 1919.
Das Verhältnis des Maximums der ersten zur zweiten Welle ist qualitativ vergleichbar zum aktuellen Verlauf der Corona Pandemie. In der zweiten Welle starben deutlich mehr Menschen als in der ersten. Die dritte Welle ist deutlich stärker ausgeprägt als in der Corona Pandemie mit einem gut doppelt so großen Maximum im Vergleich zu erster Welle. In der Corona Pandemie ist das Maximum der ersten Welle in etwa gleich groß, wie das der dritten Welle. Es wird geschätzt, dass der Spanischen Grippe weltweit 20 bis 50 Millionen Menschen zum Opfer fielen bei einer Weltbevölkerung von 1,5 Mrd Menschen. Dem Sars-Cov-2 Virus sind laut Johns Hopkins Universität knapp 3,38 Millionen Menschen zum Opfer gefallen (abgerufen 17.05.2021 10 Uhr 10 MESZ) bei einer Weltbevölkerung von knapp 8 Milliarden.
Aus diesen Zahlen lässt sich ablesen, dass die Spanische Grippe wesentlich heftiger gewütet hat. Es wird geschätzt dass etwa ein Drittel der damaligen Weltbevölkerung infiziert war. Aus der angegebenen Zahl von Toten lässt sich eine Sterberate von vier bis 10 Prozent ableiten.
Die zweite Welle dauerte in Großbritannien von Anfang Oktober bis Ende Dezember und dauerte somit etwa drei Monate. Das ist deutlich kürzer als die zweite Welle der Corona Pandemie.
Auswertung
Nach dem Lockdown light nimmt die Inzidenz in der zweiten Welle weiter zu mit einem zwischenzeitlichen Plateau Anfang November bis zum Erreichen des Maximums. Das Maximum der zweiten Welle bezogen auf die Originalwerte wird am 20.12.2021 erreicht und damit vier Tage nach dem harten Lockdown. Doch fällt die Zahl durchgeführter Tests nach dem harten Lockdown auf 50 Prozent des Maximums. Das Maximum der normierten Kurve wird am 31.12.2020 erreicht. Das Maximum der dritten Welle bezogen auf die Originalwerte wird am 23.04.2021 erreicht und damit zwei Tage nach Einführung der Ausgangssperren. Das Maximum der normierten Kurve wird für die dritte Welle bereits am 11.04.2021 und damit zehn Tage vor Einführung der Ausgangssperre erreicht.
Auch aus dem Verlauf der Toten lässt sich kein Effekt der Lockdowns erkennen. Nach den ersten beiden Lockdowns steigt die Kurve unverändert weiter. Während der dritten Welle stoppt der Anstieg vor Beginn des dritten Lockdowns.
Schlussfolgerung
Man kann zusammenfassen, dass die Inzidenz (a) nach dem Lockdown light unbeeinflusst weiter ansteigt, (b) nach dem harten Lockdown abfällt und (c) bereits vor den Ausgangssperren abfällt. Es lässt sich somit kein einheitlicher Effekt von Lockdownmaßnahmen beobachten. Man könnte aber auch schließen, dass Lockdown light und Ausgangssperren nichts bewirken, ein harter Lockdown aber doch.
Der Vergleich mit der Spanischen Grippe zeigt, dass die zweite Welle mit einer Dauer von drei Monaten deutlich kürzer ausfiel als in der Corona-Pandemie mit fünf Monaten. Man mag daraus viel oder wenig ablesen, aber dass die aktuellen Lockdown Maßnahmen einen positiven Effekt hätten, kann man nicht erkennen.