Wie an anderer Stelle beschrieben, liegt der Verdacht nahe, dass die vom RKI publizierten Werte zur Inzidenz von unzureichender wissenschaftlicher Qualität sind. Dennoch beschlossen Bund und Länder am 03.03.2021: „Die bisherigen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie gelten bis zum 28. März 2021 weiter.“ und behaupten auf der selben Seite außerdem „Die Einschränkungen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie haben zu einem deutlichen Rückgang der Neuinfektionen geführt.“

Interessant am letzten Satz ist zum einen, dass dieser nicht eindeutig aussagt, es seien die Lockdown-Maßnahmen, die zum Rückgang führten, sondern spricht ganz allgemein nur von „Einschränkungen“ ohne diese näher zu spezifizieren. Zum anderen wird nur ein Bezug zur Entwicklung der Neuinfektionen hergestellt und damit mittelbar zur Inzidenz. Weitere Werte, wie zum Beispiel die Entwicklung der Zahl der Toten pro hunderttausend und Woche, werden nicht erwähnt und bleiben somit unberücksichtigt. Hieraus ergibt sich der Schluss auf mangelnde Qualitätssicherung bei der Auswertung der Daten.

Wer die Grundrechte der Bevölkerung seit nunmehr über vier Monaten stark einschränkt, sollte die Maßnahmen nicht nur ausreichend, nicht nur gut sondern sehr gut, um nicht zu sagen brillant, belegen. Aus der folgenden Abbildung ergibt sich, dass die Begründung Lichtjahre hinter diesem Anspruch zurückbleibt. Diese zeigt zwei einfache Kurven. Die zugrunde liegenden Zahlen stammen direkt vom RKI. Es handelt sich einmal um den Verlauf der Neuinfektion (schwarze Kurve) und einmal um den Verlauf der Toten (rote Kurve), jeweils in der Form hunderttausend pro Woche als gleitendes 7-Tage-Mittel (aus dem Intervall t_{-3}-t_{+3}).

Beide Kurven sind auf ihr jeweiliges Maximum normiert. Das bedeutet, beide Kurven weisen als Maximum den Wert 1 auf. Dies erleichtert den Vergleich des zeitlichen Verlaufs. Die schwarze Kurve zeigt ab etwa t_{296} (12.11.2020) ein Plateau bis etwa t_{313} (29.11.2020). Um Weihnachten (t_{339}, 25.12.2020) ist ein Einbruch vor allem bei der Zahl der Toten zu sehen. Dies lässt sich aus einem veränderten Meldeverhalten um diese Jahreszeit erklären. Ab etwa t_{348} (03.01.2021) wird dies durch einen steilen Anstieg in der Kurve kompensiert – Nachmeldungen. Die Zahl der Infizierten erreicht ihr Maximum bei t_{345} (31.12.2020). Bei den Toten prägt sich ein breites Maximum ohne klare Spitze aus. Ein deutlicher Abfall stellt sich ab t_{361} (16.01.2021) ein und damit 16 Tage nach dem Maximum der Zahl der Infizierten.

Im weiteren Verlauf beobachtet man bei der Zahl der Infizierten erneut ein Plateau, dieses mal in der abfallenden Flanke ab t_{386} (10.02.2021). Dieses Plateau ist im Verlauf der Zahl der Toten bis zum 03.03.2021, also seit 21 Tagen oder drei Wochen, nicht zu erkennen. Die Zahl der Toten hinkt dem Verlauf der Infizierten hinterher. In der ersten Welle lag das Maximum der Zahl der Toten 18 Tage nach dem Maximum der Zahl der Infizierten.

Wenn die vom RKI publizierten Zahlen zu den Infizierten nicht durch Artefakte verfälscht sind, müsste sich seit circa drei bis vier Tagen ein Plateau im Verlauf der Zahl Toten beginnen auszuprägen. Davon ist nichts zu erkennen.

Schlussfolgerung

Bestätigt sich dieser Verlauf, muss man zwingend auf qualitativ deutlich besser abgesicherte Kriterien pochen, die zur Begründung von Maßnahmen herangezogen werden, die Grundrechte einschränken. Es bleibt weiterhin spannend und ich wiederhole meine Frage aus dem letzten Beitrag: Kommt tatsächlich die dritte Welle oder treibt hier irgendein Datenvirus seinen Schabernack?

2 Gedanken zu „Lockdown verlängert – Begründung ungenügend“
  1. Angenommen, die Zahl der Toten wäre eine Referenz für das „wahre“ Infektionsgeschehen. D.h. diese Zahl ließe sich nicht durch andere Faktoren, wie Zahl der Tests etc beeinflussen, dann ist der Anstieg im Infektionsgeschehen ein Artefakt. Meine Hypothese, durch sie Selbsttests steigt das Infektionsgeschehen an, da viele sonst unentdeckte Coronaträger jetzt mit aufgenommen werden.
    Oder es ist halt ne harmlosere Varianten unterwegs.
    Auf jeden Fall war der Februar 2021 wohl der gesündeste Februar auf deutschem Boden in der gesamten Menschheitsgeschichte. Die Einstellung des gesamten öffentlichen Lebens führt wohl zu einem Gewinn an nutzlosen Lebensjahren, überspitzt formuliert.

  2. Mich würde ja mal interessieren wie man sauber die Wahrscheinlichkeit für eine Erkrankung oder das Sterberisiko bei einem U30 jährigen berechnen könnte und wie groß dann der Einfluss einer Impfung ist auf dieses Risiko. Meine Mathematikkenntnisse reichen dazu nimmer aus.

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