Werfen wir zunächst wieder einen Blick auf eine vergleichende Darstellung von Verlauf der Zahl der Neuinfektionen (schwarz) und der Toten (rot); jeweils als pro hunderttausend und Woche und auf das jeweilige Maximum normiert (Details). In der folgenden Abbildung ist zu erkennen, dass die Zahl der Toten weiterhin fällt, auch wenn die Kurve sich abzuflachen beginnt.
Diese gegenläufige Entwicklung hat zur Folge, dass die Fallsterblichkeitsrate abnimmt. Die folgende Abbildung zeigt die Entwicklung der Fallsterblichkeitsrate für die zweite Welle einmal für die Werte, wie vom RKI veröffentlicht (schwarz) und zum anderen normiert auf die Anzahl durchgeführter Tests (rot). Die grüne Kurve zeigt den Verlauf der durchgeführten Tests pro Woche in grün. Das Maximum wurde im Sinne einer vergleichenden Darstellung auf 0,05 gesetzt. (Das tatsächliche Maximum der Anzahl pro Woche durchgeführter Tests liegt in KW 51, 14.12.2020 und betrug 1.672.033.) Die Anzahl Tests nimmt seit KW 06 (08.02.2021) mit einem lokalen Minimum von 63 Prozent auf nunmehr knapp 75 Prozent des Maximums in KW 10 (08.03.2021) zu. Der rote Pfeil zeigt den Zeitpunkt des zweiten Lockdowns am 02.11.2020, der blaue Pfeil den Zeitpunkt des harten Lockdowns am 16.12.2021.
Im Folgenden werden Zahlen zur roten Kurve genannt. Das Maximum der Fallsterblichkeitsrate lag bei 4,2 Prozent. Der Mittelwert der letzten vier Wochen liegt bei gut 2,16 Prozent. Aktuell liegt die Fallsterblichkeitsrate bei 1,21 Prozent. Teilt man den letzten Wert wegen der angenommenen Dunkelziffer von etwa Faktor fünf entsprechend durch diesen Wert, kommt man auf eine geschätzte Sterberate von nunmehr „nur“ noch 0,24 Prozent. Dieser Wert liegt sehr nahe bei dem von Ioannidis berichteten Wert für die weltweit geschätzten Fälle von 0,23 Prozent.
Schlussfolgerung
Erneut muss festgestellt werden, dass – bei weiter sinkender Sterberate – immer weniger ein Grund ersichtlich ist, der eine epidemische Lage nationaler Tragweite rechtfertigt, wie vom Deutschen Bundestag am 04.03.2021 erneut beschlossen wurde.
Der Deutsche Bundestag begründet die Lage mit dem „nach wie vor hohe[n] Infektionsgeschehen und [der] Verbreitung neuer Virusmutationen.“ Infektionsgeschehen und Mutation führen aber offenbar nicht zum schlimmst möglichen Szenario, nämlich einer Zunahme der Sterberate. Eine Überlastung des Gesundheitssystems, falls dies denn derzeit tatsächlich der Fall ist, führt ebenfalls zu keinem negativen Trend bei der Entwicklung der Sterberate. Oder aber, das Gesundheitswesen ist (noch) nicht überlastet.
Interessant erscheint mir auch ein Blick auf die Zeitpunkte der Maxima bei den Testzahlen: der zweithöchste und dritthöchste Wert von 1.663.992 in KW 44 (26.10.2020) beziehungsweise 1.634.729 in KW 45 (02.11.2020) liegt unmittelbar vor dem zweiten Lockdown. Der höchste Wert von 1.672.033 in KW 51 (14.12.2020) liegt unmittelbar vor dem Beschluss zum harten Lockdown. Es sei ein Schelm, wer schlechtes dabei denkt. Erst recht, wenn aktuell verlautbart wird, dass eine Verlängerung des Lockdowns bis in den April kurz bevorstehen soll und die Zahl der Tests in den letzten fünf Wochen um knapp 20 Prozent erhöht wurde.