Buchtitel: Vom Auswanderungsland zum Einwanderungsland?
Im Zeitraum von 1955 bis 1975 nahm die Zahl der ausländischen Arbeitnehmer von 79.600 auf 2.070.700 zu; mit einem Spitzenwert von 2.595.000 in 1973. Das bedeutet, dass netto circa 100.000 ausländische Arbeitnehmer pro Jahr zwischen 1955 und 1975 in die Bundesrepublik wanderten. 1980 betrug der Ausländeranteil an der Wohnbevölkerung 7% (bei einer Einwohnerzahl in Westdeutschland von 59.762.000 – http://www.pdwb.de/nd06), an der Gesamtzahl der abhängig Beschäftigten 9,9%.
Der Zustrom von 2 Millionen Gastarbeitern erhöhte die Gesamtzahl der Erwerbstätigen nur von 26,3 Mio auf 26,7 Mio. Eine interessante „Ersatzfunktion übernahmen ausländische Gastarbeiter insofern, als sie vielfach in Arbeitsplätze nachrückten, deren Lohn- und vor allem Arbeitsbedingungen einheimische Arbeitskräfte bei wachsendem Alternativangeboten nicht mehr akzeptierten.“ In Folge der Wirtschaftskrise von 1973 nahm beispielsweise die Gesamtzahl der Beschäftigten zwischen 1973 und 1975 um 15% ab wohingegen die Zahl der ausländischen Bauarbeiter um 41% abnahm.
Um eine Überlastung der sozialen Infrastruktur in städtischen Siedlungsgebieten entgegen zu wirken, hat man 1977 als Belastungsgrenze einen Ausländeranteil von 12% festgesetzt. Bereits 1980 war diese Grenze in 62 deutschen Städten mit mehr als 100.000 Einwohner erreicht oder deutlich überschritten. Bei wachsendem Familien Nachzug hat sich diese Konzentration ständig weiter verdichtet. Die daraus resultierende „soziale Segregation“, so der Deutsche Städtetag, zerstöre „jeden Integrationsansatz“.
Klaus J. Bade, in Beiträge zur Zeitgeschichte, Colloquium Verlag Berlin, 1983, ISBN: 3-7678-0586-3, 124 Seiten