Zugegeben, zumindest bei mir schoss sofort die Frage durch den Kopf, worin denn bitte der Unterschied bestehe, wo doch allenthalben nur heiße Luft zirkuliert wird. Aber gut, eins nach dem anderen. Zunächst also ein lauter Bach, der vielleicht am Ende seines Weges leise säuselnd sich in einen riesigen Ozean ergießend von einer Welle verschluckt wird.

Vor einer Woche habe ich an anderer Stelle Daten vorgestellt, die nahelegen, dass es sich bei dem Plateau im ansteigenden Verlauf der Inzidenz der zweiten Welle um ein Artefakt handelt. Mit anderen Worten, es gab gar kein Abschwächen der Infektionsrate unmittelbar nach Inkrafttreten des zweiten Lockdowns. Dies habe ich damit begründet, dass sich ein vergleichbares Plateau beim Verlauf der Zahl der Toten in der ansteigenden Flanke im November 2020 nicht eingestellt hat.

Seit etwa dem 10.02.2021 wird wieder ein Plateau bei den Infektionszahlen beobachtet, dieses mal in der abfallenden Flanke der zweiten Welle. Manche reden schon von einer dritten Welle, die, so könnte man meinen, ein lauter Bach losgetreten hat.

Die folgende Abbildung zeigt vergleichend den Verlauf der Zahl der Infizierten (schwarze Kurve) mit dem der Toten (rote Kurve). Die zu grunde liegenden Daten stammen vom RKI. Beide Kurven sind auf ihr jeweiliges Maximum normiert. Das bedeutet, beide Kurven weisen als Maximum den Wert 1 auf. Dies erleichtert den Vergleich. Die schwarze Kurve zeigt ab etwa t_{296} (12.11.2020) ein Plateau bis etwa t_{313} (29.11.2020). Um Weihnachten (t_{339}, 25.12.2020) ist ein Einbruch vor allem bei der Zahl der Toten zu sehen. Dies lässt sich aus einem veränderten Meldeverhalten um diese Jahreszeit erklären. Ab etwa t_{348} (03.01.2021) wird dies durch einen steilen Anstieg in der Kurve kompensiert – Nachmeldungen. Die Zahl der Infizierten erreicht ihr Maximum bei t_{345} (31.12.2020). Bei den Toten prägt sich ein breites Maximum ohne klare Spitze aus. Ein deutlicher Abfall stellt sich ab t_{361} (16.01.2021) ein und damit 16 Tage nach dem Maximum der Zahl der Infizierten.

Im weiteren Verlauf beobachtet man bei der Zahl der Infizierten erneut ein Plateau, dieses mal in der abfallenden Flanke ab t_{386} (10.02.2021). Dieses Plateau ist im Verlauf der Zahl der Toten noch nicht zu erkennen. Das kann daran liegen, dass die Zahl der Toten dem Verlauf der Infizierten um zwei bis drei Wochen hinterher hinkt. Im Laufe der kommenden Woche sollte sich allmählich ein Plateau auch im Verlauf der Toten abzeichnen, falls es sich bei der Zahl der Infizierten nicht wieder um ein Artefakt handelt.

Es bleibt also spannend. Kommt tatsächlich die dritte Welle oder treibt hier irgendein Datenvirus seinen Schabernack?

2 Gedanken zu „Dritte Welle – ein laues Lüftchen oder ein lauter Bach?“
  1. Ich bin mal gespannt wie sich die Sonnenstrahlung auswirkt. Im letzten Jahr war dies mit einem negativen Korrelationskoeffizenten von nahezu -1 noch die plausibelste Ursache für abnehmende Infektionen und Todesfälle.
    Schöne Analyse – freu mich schon auf die nächste.

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