Popper hat an Aktualität nichts verloren. Band 2 seines Werkes „Die offene Gesellschaft und ihre Feinde“ zählt zu den Top 5 Buchempfehlungen Helmut Schmidts. Aus diesem Band 2 möchte ich Folgendes zitieren:
„Ich bin nicht in allen Fällen und unter allen Umständen gegen eine gewaltsame Revolution. Wie einige . . ., die die Zulässigkeit des Tyrannenmordes lehrten, glaube auch ich, daß es in einer Tyrannei vielleicht wirklich keine andere Möglichkeit gibt und daß eine gewaltsame Revolution gerechtfertigt sein kann. Aber ich glaube auch, daß das einzige Ziel jeder solchen Revolution die Errichtung einer Demokratie sein sollte: und unter einer Demokratie verstehe ich . . . eine Reihe von Einrichtungen . . . , die die öffentliche Kontrolle der Herrscher und ihre Absetzung durch die Beherrschten gestatten . . . ohne Gewaltanwendung und sogar gegen den Wunsch der Herrscher durchzuführen. Mit anderen Worten: Die Anwendung von Gewalt ist nur in einer Tyrannei gerechtfertigt, . . .
In einem einzigen weiteren Fall halte ich die Anwendung von Gewalt in politischen Kämpfen für gerechtfertigt. Ich meine den Widerstand . . . gegen jeden Angriff . . . auf die demokratische Verfassung und auf die Verwendung demokratischer Methoden. . . . Denn das Arbeiten einer Demokratie beruht ja in weitem Ausmaße auf der Einsicht, daß eine Regierung, die versucht, ihre Macht zu mißbrauchen und sich als Tyrannei einzusetzen . . ., sich außerhalb des Gesetzes stellt und daß Bürger dann nicht nur ein Recht, sondern auch die Pflicht haben, die Handlungen einer solchen Regierung als Verbrechen und ihre Mitglieder als eine gefährliche Verbrecherbande zu betrachten. Aber ich halte daran fest, daß dieser gewaltsame Widerstand gegen Versuche einer Beseitigung der Demokratie unzweideutig defensiv sein muß.“
Aus Karl R. Popper, Die offene Gesellschaft und ihre Feinde, Band 2, UTB Verlag, 4. Auflage 1975, S. 186 f. Hervorhebungen im Original.