Röpke beschreibt in seinem Buch Civitas humana (Röpke 1979, S. 152f) die Bedeutung, das rechte Mittelmaß zu finden: „Nun ist die Frage der wissenschaftlichen Legitimität von Werturteilen wiederum ein Beispiel für die melancholische Tendenz der Menschen, von einem Extrem zum anderen zu pendelen, ohne daß sie bei einem vernünftigen ‚mittleren Standpunkt‘ haltzumachen wüßten.“ Dies ist eine Feststellung, der man nur mit allem Nachdruck zustimmen muss. In diesem Zusammenhang muss ich auch ein von Röpke (a.a.O.) ausgewähltes Zitat von Max Weber wiedergeben: „Es soll nur daran erinnert werden, daß wenn irgend etwas, dann wohl dies eine berufsmäßigen ‚Denkern‘ besonders naheliegende Obliegenheit ist: sich gegenüber den jeweils herrschenden Idealen, auch den majestätischen, einen kühlen Kopf im Sinne der persönlichen Fähigkeit zu bewahren, nötigenfalls ‚gegen den Strom zu schwimmen‘“. Im selben Buch (a.a.O., S. 131) geht Röpke aber soweit zu behaupten, „daß das menschliche Leben mehr ist als ein Daseinskampf um biologische Existenz, und die Überzeugung, daß die sittlichen, geistigen und ästhetischen Kräfte ebenso real und wahr sind wie die Kraft roher Gewalt.“ Dies schreibt er in einem Kontext, in dem er den Positivismus, im Besonderen den Behaviorismus zurecht darin kritisiert, dass die Psychologie „die psychologische Erfahrung auf allgemein kontrollierbare naturwissenschaftliche Beobachtung stützen will, . . . “. Ich bin mit Röpke voll und ganz einer Meinung, dass sich die Psyche eben nicht aus wissenschaftlich noch so exakt gewonnener Daten determinieren lässt. Dennoch kann ich nicht zwingend zu dem Schluss kommen, dass der Homo sapiens außerhalb der Natur steht und damit einer göttlichen Schöpfung entstammt, woraus man den Schluss ziehen müsste, dass es eine Gott gibt. Röpke formuliert das (a.a.O. S. 141) im Kontext der Kritik „. . . des Kollektivismuss, d.h. in jenem Geiste, dem man sich nur verwandt fühlen kann, wenn man zu den kulturlosen Endprodukten des Szientismus gehört.“ wie folgt: „Das Ende ist eine gnadenlose, entmenschlichte, weil zugleich entgöttlichte, bleierne und erdenschwere Welt.“ Hier pendelt Röpke von einem Extrem zum anderen. Ich möchte der Idee nicht folgen, dass es eine wie auch immer instanziierte Form eines Gottes gibt, die sich von dem, was wir Natur nennen, abgrenzen lässt und somit ein Wesen oder einen Organismus irgendeiner Art formt. Die Natur selbst ist nicht wesenhaft, sie ist über das ganz Universum verteilt. Ich glaube an diese verteilte nicht wesenhafte und in Übermaß Synergismen hervorbringende Natur mit dem gleichen Respekt, wie ihn an Gott glaubende ihrem Gott gegenüber zeigen. Das bedeutet auch, dass ich mich klein genug sehe zu erkennen, nicht alles verstehen zu können und auch nicht verstehen zu müssen. Es wird nach dem Homo sapiens eine weitere intelligentere Lebensform geben, die mehr versteht als wir aber sicherlich auch nicht alles.

Literatur

Röpke, Wilhelm (1979). Civitas humana. Grundlagen der Gesellschafts- und Wirtschaftsform. 4. Auflage. Verlag Paul Haupt Bern und Stuttgart. ISBN : 3-258-02871-0.

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