Die Analyse und Datenaufbereitung aus den Details eins, zwei und drei zeigen:
- Die Zahl der Neuinfektionen pro Tag nimmt exponentiell ab
- Die Zahl der Neuinfektionen schwankt zyklisch in einer Sinusfunktion mit einer Periodendauer von etwa sieben Tagen
- Die Amplitude dieser Sinusschwingung nimmt kontinuierlich ab
- Von Mittwoch bis Freitag werden vom RKI mehr Neuinfektionen berichtet als von Samstag bis Montag
- Bei einem konstanten Reproduktionsfaktor von R=1 berechnet sich alleine auf Grund der sinusförmigen Schwankung der Daten ein Reproduktionsfaktor in einem Bereich von 0,71 bis 1,49
- Der Reproduktionsfaktor weist einen Fehler von bis zu 49% auf
- Glättungsmethoden, wie die auch vom RKI angewandte Methode der gleitenden Mittelwertberechnung können den Fehler deutlich verkleinern
Aus diesen Ergebnissen kann man schlussfolgern, dass relativ einfache mathematische Methoden und Analysen ausreichen, um den Reproduktionsfaktor wesentlich genauer zu berechnen als dies derzeit durch das RKI erfolgt. Menschen, denen man den Reproduktionsfaktor als wichtiges Maß genannt hat, nehmen es ernst, wenn dieser über den kritischen Wert von 1 steigt. Dies wird sogar nicht nur ernst genommen sondern erfüllt die Menschen mit Sorge und verunsichert sie im ganz alltäglichen Leben.
Der Staat hat eine Vorsorgeverpflichtung gegenüber den Bürgern. Eine seiner vornehmsten Aufgaben sollte es sein, den Menschen Sorgen zu nehmen. Dies wäre in dem Fall der Berechnung und Veröffentlichung des Reproduktionsfaktors durch das Robert Koch Institut auf relativ einfache Weise zu erreichen. Leider müssen wir beobachten, dass selbst ein R-Wert von wenigen hundertstel über 1 öffentlichkeitswirksam verbreitet wird, obwohl das RKI selbst auf die Fehleranfälligkeit der Berechnung hinweist. Wohingegen ein R > 1 sofort von Medien in die Breite getragen wird, geschieht dies nicht mit dem Hinweis auf den Fehler, der dem R-Wert anhaftet.
Wir müssen uns daher klar machen, dass selbst eine Erhöhung von R um fast 50% über 1 gar nichts bedeuten muss. Weitere Analysen müssen erfolgen, die die wahre Tendenz des R-Wertes aufzeigen. Die hier in den „Details 1-3“ veröffentlichten Methoden zeigen einen Weg auf, wie das geschehen kann:
Bestimmung der Periodendauer der Schwingung der Neuinfektionen, gefolgt von einer gleitenden Mittelwertberechnung, wobei die Breite des Intervalls möglichst genau der berechneten Periodendauer der Schwingung entspricht. Für Spezialisten, wie die des RKI, sollte das eine einfache Fingerübung sein. Dies muss gepaart werden mit einer Prognose auf die zu erwartenden Werte der nächsten 3-5 Tage; gerade genau so, wie wir das von der Wettervorhersage gewohnt sind. Die Grundlage dieser Prognose kann zum Beispiel die auf diesen Seiten dargestellte Funktion aus Exponentialfunktion überlagert von einer gedämpften Sinusschwingung sein. Solange die tatsächlichen Zahlen den prognostizierten in etwa entsprechen, braucht man sich keine Sorgen zu machen, selbst wenn diese mal wieder kurzzeitig steigen. Erst wenn die tatsächlichen Werte deutlich nach oben von den vorgesagten Werten abweichen, gilt es, vorsichtig zu werden. Mittlerweile sollten die Mechanismen eingespielt sein: Geht der Wert von R stabil und tatsächlich über circa 1,3 müssen die bekannten Maßnahme wie Abstandshaltung, das Tragen von Atemschutzmasken sowie Händehygiene wieder konsequent eingehalten werden.
Welche Maßnahmen sind aktuell noch notwendig
Mit einem tatsächlichen R-Wert von seit Wochen unter 1 können nach meiner Überzeugung alle Einschränkungen aufgehoben werden bis auf das Verbot von Massenveranstaltungen. Hierzu zähle ich alle Veranstaltungen, bei denen ein Sicherheitsabstand nicht sichergestellt werden kann. Das könnte aber auch bedeuten, dass selbst zu Fußballspielen wieder Fans in die Stadien dürfen, wenn zum Beispiel nur jeder dritte Platz und jede zweite Reihe besetzt werden dürfen. Die genaue Dichte, die noch zu tolerieren wäre, dürfen gerne die Experten des RKI berechnen. Wenn sich nach zwei bis vier Wochen am Verhalten des R-Wertes nicht wirklich was ändert, sollten auch Massenveranstaltungen wieder möglich sein. Dies mag dem ein oder anderen zu forsch erscheinen. Wir sehen aber bereits jetzt, das so genannte Superspreader nicht verhindert werden können. Dabei handelt es sich offensichtlich um Menschen, die a) viele Viren verschleudern und sich b) nicht an die Regeln halten, wie wir das in Göttingen und Bremen beobachten konnten. Keine Regeln oder nicht eingehaltene Regeln, kommen für mich im Wesentlichen auf dasselbe hinaus. Aber trotz der vorhandenen Superspreader und der beobachteten Hotspots ändert dies nichts an der Entwicklung eines stetig unter 1 bleibenden R-Wertes sowie exponentiell abnehmender Neuinfektionen deutschlandweit. Und um das noch einmal klar formuliert zu haben: Wohingegen ein R > 1 einen exponentiellen Anstieg von Neuinfektionen signalisiert, signalisiert ein R-Wert von < 1 eine exponentielle Abnahme der Neuinfektionen, wie hier gezeigt.
Die einzige aber auch wesentliche Maßnahme, die dann noch übrig bleibt, ist, dass Infizierte und die entsprechenden Erstkontakte in Quarantäne müssen. Es erscheint mir nur schwer nachvollziehbar bis schwer erträglich, dass eine ganze Nation und die gesamte Wirtschaft unter den Einschränkungen leidet, während einzelne sich nicht an die Einhaltung von Regeln gebunden fühlen.
Im Ergebnis läuft dieser Vorschlag auf Folgendes hinaus: Freiheit für fast alle und Einschränkungen nur für ganz wenige und die Unvernünftigen.
Die zweite Welle
Ich wurde nun schon mehrfach angesprochen, wie wahrscheinlich ich das Aufkommen einer zweiten Welle halte. Diese Frage kann man nun im Besonderen in Bezug zum eben gemachten Vorschlag stellen. Da auch ich die Zukunft nicht vorhersagen kann, muss ich es bei folgender Einschätzung belassen: Der Staat muss seiner Vorsorgeverpflichtung nachkommen. Dazu zählt, dass er das RKI beauftragt, den R-Wert mit deutlich besseren Methoden und großer Sorgfalt zu berechnen und neben den überarbeiteten Daten, die Rohdaten unmittelbar nach Eingang zu veröffentlichen. Die Meldekette muss gestrafft werden. Eine Verzögerung von 10 oder mehr Tagen stellt ein zu großes Risiko dar. Es muss sichergestellt werden, dass den Laboren alle benötigten Chemikalien zur Verfügung stehen, um die Tests zeitnah durchführen zu können. Die oben beschriebene Methode zur Berechnung des R-Wertes kann über eine einfache Software in Sekundenschnelle angewendet werden. Über die angegebene Funktion wird eine Prognose des R-Wertes für die nächsten Tage bereit gestellt. Einer sofortigen Veröffentlichung des R-Wertes und seiner Prognose steht somit nichts im Weg.
Der Wellenbrecher
Weicht der R-Wert nach oben von den vorhergesagten Werten deutlich ab und übersteigt dabei eine kritische Schwelle, müssen sofort die bekannten wirksamen Maßnahmen wieder in Kraft gesetzt werden.
Ankündigung einer eigenen Prognose
Ich werde in Kürze jeden zweiten Tag eine „Wetter-“ Prognose für den Reproduktionsfaktor herausgeben, soweit mir dies nach Feierabend möglich ist.