Es lohnt sich, die Schlüsselindikatoren (Key Performance Indikatoren) mal wieder in den Vordergrund zu rücken. Man hat uns folgende KPIs als Größen genannt, die als Grundlage für politische Entscheidungen herangezogen wurden:
- Verdopplungszeit
- Zuwachsrate
- Reproduktionsfaktor
- Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche
Zusammenfassung
Die in den folgenden Abbildungen gezeigten Kurven basieren alle auf den vom RKI publizierten Daten. Auf dieser Seite wurden keine Korrekturen bezüglich der Zahl der Testdurchführungen vorgenommen. Alle genannten Größen sind im grünen Bereich. Wenn diese Größen tatsächlich die relevanten sind, dann sollte es keinen Anlass zur Verschärfung von Maßnahmen geben. In Bayern ist zu beobachten, das Ministerpräsident Söder die steigenden Fallzahlen als Argument anführt, um Maßnahmen zu begründen. Haben wir uns also die ganze Zeit die falschen Zahlen angeschaut?
Die Zahlen im Überblick:
- Verdopplungszeit: Soll > 9; Ist > 150
- (Zuwachsrate entfällt)
- Reproduktionsfaktor: Soll < 1; Ist: 0,95
- Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche: Soll < 50; Ist: 10,15
- (Anteil belegter Intensivbetten durch Corona-Patienten: < 1%)
Verdopplungszeit
Die Verdopplungszeit wurde zu Beginn der Pandemie als „gut“ erachtet, wenn diese größer als 9 Tage war. Aktuell liegt die Verdopplungszeit bei etwas über 150 Tagen. Das ist deutlich im „guten“ Bereich. Allerdings muss man ebenso beobachten, dass die Verdopplungszeit seit dem 11.07.2020 mit Schwankungen aber dennoch bis zum 23.08.2020 kontinuierlich fällt. Seite einer Woche steigt diese Zahl wieder an. Die folgende Abbildung zeigt diese Entwicklung als gleitendes 7-Tage-Mittel, wobei die Zunahme der durchgeführten Tests noch nicht berücksichtigt ist.
Reproduktionsfaktor
Die Schwankungen im nicht geglätteten R-Wert zeigen nach wie vor ihre Periodendauer von 7 Tagen, aber die Ausschläge nach oben sind in den letzten sieben Wochen groß geworden. Die Peaks liegen zwischen 2 und 4,3. Seit dem Maximium vom 05.08.2020 sinken die Maxima auf nunmehr circa 2. Der geglättete R-Wert liegt knapp unter 1 bei 0,95 und im Mittel der letzten 14 Tage bei 1,07. Seit dem 22.07.2020 (t_{183}) oder 7 Wochen kann man einen Seitwärtstrend beobachten. Seit dem 19.08.2020 ist ein leicht abnehmender Trend zu erkennen. Damit liegt R wieder unter 1. Bei gleichbleibendem Verhalten sollten die Infiziertenzahlen abnehmen.
Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche
Der Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche soll 50 nicht überschreiten. Qualitativ folgt der Verlauf exakt der Zahl der Neuinfektionen pro Tag, hat aber den Vorteil normiert zu sein. Das ermöglicht einen länderübergreifenden Vergleich. Die folgende Abbildung zeigt das gleitende Mittel. Der Wert nahm seit dem 14.07.2020 bis zum 23.08.2020 kontinuierlich zu. Seit dem Minimum von 2,68 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche am 16.06.2020 ist dieser Wert auf 11,51 am 23.08.202, also auf über das Vierfache gestiegen. Aktuell liegt der Wert bei 10,15. Das entspricht einem Rückgang um fast 10% bezogen auf den letzten Peak. Die Zahl der Testdurchführungen ist hierbei nicht berücksichtigt.
Aktiv Infizierte und Anteil belegter Intensivbetten
Die Zahl der aktiv Infizierten ist eine wichtige Größe für die Beantwortung der Frage, ob unser Gesundheitssystem alle an Corona Erkrankten versorgen kann. In Deutschland stehen 29,2 Intensivbetten pro 100.000 Einwohner zur Verfügung. Das ist die Gesamtzahl für alle Erkrankten. Der Verlauf der Anzahl der aktiv Infizierten folgt in etwa dem Verlauf der Neuinfektionen. Das Minimum wurde am 15.07.2020 erreicht und betrug 6,24 aktiv Infizierte pro 100.000. Dieser Wert ist bis zum 30.08.2020 auf 21,44, dem mehr als Dreifachen, angestiegen. Aktuell scheint der Umkehrpunkt erreicht zu sein. Das bedeutet, selbst wenn alle an Corona Erkrankten intensivmedizinisch versorgt werden müssten, wäre das deutsche Gesundheitssystem noch nicht überfordert. Aktuell belegen laut de.statista.com allerdings nur 226 Corona Patienten Intensivbetten. Damit befinden sich circa 1,32% aller aktiv Infizierten in intensiv-medizinischer Betreuung. Corona Patienten belegen derzeit 0,272 von 29,2 oder knapp 1% der Intensivbetten, die pro 100.000 Einwohnern zur Verfügung stehen.