Covid 19 – “Klima” – Prognose – 26.07.2020

Zunächst möchte ich noch einmal vorwegschicken, dass ich mit meinen Prognosen eine ganz einfache Strategie verfolge: Die Prognose basiert auf der mathematischen Beschreibung von Zahlen (Neuinfektionen pro Tag) der Vergangenheit. Es ist dabei nicht wichtig zu wissen, welche Ursachen den entsprechenden Zahlen zu Grunde liegen. Es ist wichtig anzunehmen, dass diese Ursachen für einen bestimmten Zeitraum konstant wirken. Beobachtet man dann deutliche Abweichungen von der Prognose, darf man mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass sich an den Ursachen etwas verändert hat. Die Abweichungen aktueller Zahlen von der Vorhersage stellen damit einen guten Sensor dar, Veränderungen frühzeitig zu erkennen.
Wie angekündigt, versuche ich Extremwerte besser als solche identifizieren zu können. Dazu füge ich der Betrachtung des nicht geglätteten R4-Wertes eine Analyse der Zahl der Neuinfektionen pro Tag und den Verlauf der Zahl der aktiv Infizierten hinzu.

Der erweiterte Sensor

Der nicht-geglättete R4-Wert

Fangen wir mit dem bekannten Sensor an: Der nicht geglättete R4-Wert. Mit meiner ersten Vorstellung einer Klimaprognose, vermute ich einen Schwellenwert, der über 2,6 liegt. Wie groß der Wert tatsächlich werden muss, damit man von einem Extremwert sprechen kann, ist noch unklar. Seit dem 20.07.2020 lag dieser R4-Wert dreimal über 2,6: 3,67 am 20.07., 2,82 am 22.07. und 3,27 am 23.07. Da wir heute Verhaltensregeln aktiv umsetzen, werden die Infektionszahlen nicht so dramatisch ansteigen wie im März.

Allerdings hege ich Zweifel, dass alle in der Gesellschaft noch konsequent die bekannten und wirksamen Verhaltensregeln einhalten. Dies deuten zum einen Mitteilungen in der Presse an, wenn Infizierte Quarantäneanordnungen zuwiderhandeln, aber auch eigene Beobachtungen, dass Menschen in Innenstädten sehr dicht gedrängt zusammensitzen und -stehen. Sollte sich dieses Verhaltensmuster festigen, könnte es in der Tat zu einer zweiten Welle kommen. Vorerst sehe ich diese aber noch nicht.

Zahl der Neuinfektionen pro Tag

Als weiteren Teil des Sensors betrachte ich die Zahl der Neuinfektionen pro Tag. Diese ist nach dem Peak der ersten Welle über einen Zeitraum von über 10 Wochen exponentiell, also sehr schnell, von einem Spitzenwert von 5.595 (04.04.2020, t_{74} gleitendes Mittel über 7 Tage) auf 318 gefallen (16.06.2020, t_{147}). Danach wurde dieser exponentielle Abfall zweimal unterbrochen, einmal ab Tag t_{148} (17.06.2020) und das nächste mal ab Tag t_{176} (15.07.2020). Die schwarze durchgezogenen Linie (e1(x)) in der folgenden Abbildung zeigt den exponentiellen Abfall nach dem 04.04.202, die gestrichelte Linie (e2(x)) zeigt den Verlauf nach dem 16.06.2020. In beiden Fällen erkennt man eine starke Abweichung der realen Werte (blau: Originalwerte, +: 7-Tage-Mittel) von der Approximation (schwarze durchgezogene Linie e1(x), schwarze, gestrichelte Linie e2(x)) nach oben. Diese Abweichung hält außerdem über mehrere Tage an.

Zahl der aktiv Infizierten

Als dritten Teil des Sensors betrachte ich die Zahl der aktiv Infizierten. Nach der ersten Welle nahm diese Zahl stetig und exponentiell ab. Erst zum Tönnies-Peak nahm diese wieder zu von knapp 5.500 auf etwas über 7.500 zu, um dann zunächst wieder ab Tag t_{61} exponentiell abzufallen. An Tag t_{171} kann man einen Seitwärtstrend erkennen. Das war 5 Tage vor dem erneuten R4-Peak (ungeglättet) über 2,6. Aktuell ist die Zahl von einem Minimum von 5.185 an Tag t_{181} auf 6.232 angestiegen. Dieser Anstieg erfolgte 5 Tage nach dem ersten R4-Peak von über 2,6.

Der Sensor schlägt aus: Alle drei Kurven zeigen einen Aufwärtstrend

Prognose

Am 20.07. schrieb ich: „Es sieht so aus, als hätte Deutschland die Lage nun im Griff. Nach meiner Einschätzung aber nur so lange, wie die Maßnahmen anhalten, vor allem Verbot von Massenveranstaltungen und Maskenpflicht.“

Ich hätte ergänzen sollen „. . . und sich die Menschen an diese Maßnahmen halten.“ Offensichtlich tun sie das nicht und der Verlauf der Kurven besagt, dass das nicht gut ist.

Die Prognose lautet also, dass wenn sich das Verhaltensmuster der letzten beiden Wochen nicht ändert, die Zahlen weiter ansteigen werden. Es wird schwer werden, die Menschen länger an einem „normalen“ Lebenswandeln zu hindern. Daher sehe ich eine Lösung nur in einer konsequenten Umsetzung von Quarantänemaßnahmen sowie Ahndungen von Verstößen gegen diese.