Ich war gerade dabei, eine Seite zu erstellen, welche Aktivitäten im öffentlichen Raum man am ehesten wieder erlauben könnte. Da kamen mir zuerst Theater-, Museen-, Kinobesuche und ganz zum Schluss der Besuch von Fitnessstudios in den Sinn. Ersteres wird von der Politik gerade angedacht. Aber letzteres ist es, was uns mit exponentieller „R“ – Geschwindigkeit wieder zurück zur Normalität bringen könnte:
Der Plan
- Zunächst trainieren zwei kleine, symptomfreie Gruppen, die jeweils eine häusliche Gemeinschaft darstellen, gemeinsam
- Sie erklären sich im Vorfeld bereit, ab dem ersten gemeinsamen Training, sich für 14 Tage in häusliche Quarantäne zu begeben
- Ein Fitnessstudio lässt je nach Größe eine bestimmte Anzahl solcher kleiner Gruppen räumlich getrennt für circa zwei Stunden trainieren
- Die Sportler unterstützen durch eigene Hygiene und Desinfektionsmaßnahmen die Reinigung der Geräte und Räumlichkeiten
- Warum sollten diese das tun? Nun, zunächst werden nur die, die bereit sind, sich entsprechend zu verhalten, ins Studio gelassen. Solche, die sich den Regeln zuwider verhalten, werden des Studios verwiesen
- Positiv betrachtet sind aber gerade Sportler, die regelmäßig mehrmals pro Woche trainieren gehen, von sich aus äußerst diszipliniert. Diese sind es sozusagen gewohnt, sich selbst zu disziplinieren und sie wollen trainieren
- Dies geschieht für zwei Wochen
Für wen ist das möglich?
Natürlich nicht für alle. Ich bin mir jedoch sicher, dass es häufiger möglich ist, als der geneigte Leser zunächst vermuten wird. So könnte dies zum Beispiel für diejenigen möglich sein, die in Teilzeit und zusammen mit mehreren Kollegen arbeiten. Die Arbeit wird so koordiniert, dass zunächst einer von dreien trainiert. In der Zeit der Quarantäne, wird der Arbeitsausfall durch die anderen beiden durch eine höhere Wochenarbeitszeit kompensiert. Ist der erste aus der Quarantäne, kann der nächste beginnen, sofern gewünscht, usw.
Für Menschen, die in sozialen Berufen tätig sind und Kontakt zu Patienten und Kunden haben, sollten Termine zum Teil und soweit möglich verschoben und zum anderen Teil durch Kollegen übernommen werden. Nichts anderes geschieht bei einer Urlaubsvertretung.
Für Menschen, die schon die letzten Wochen im Home Office arbeiteten, sollte häusliche Quarantäne im Prinzip gar nichts Neues mehr darstellen.
Und zu guter Letzt können, bei den geplanten Reisebeschränkungen, Vollzeitbeschäftigte zur Not auch zwei Wochen Urlaub für den Weg zurück in die Normalität „geopfert“ werden.
Das exponentielle R² – eine Beispielrechnung
- Die Größe einer häuslichen Gemeinschaft nehme ich im Schnitt mit 2,5 Personen an. Zwei solche Gruppen zusammen entsprechen dann 5 Personen
- In einem Fitnessstudio durchschnittlicher Größe können sechs solcher Fünfergruppen oder 30 Personen zeitgleich trainieren
- Jede Gruppe trainiert zweimal pro Woche für zwei Stunden
- Ein Fitnessstudio hat im Durchschnitt 70 Stunden pro Woche geöffnet, von denen 60 Stunden netto zur Verfügung stehen. Der Rest wird für Pausen vorgesehen, so dass die Gruppen mit Abstand das Studio verlassen beziehungsweise betreten können
- Bei 60 Stunden wöchentlicher Verfügbarkeit und vier Stunden pro Woche mit 30 zeitgleich trainierenden Personen, können 15 mal 30 Personen oder 450 Personen pro Woche unter Einhaltung eines Mindestabstands von drei Metern (bei schwitzenden Menschen sollte ein größerer Mindestabstand gewählt werden) zwischen den Gruppen trainieren
- Ab der dritten Woche können diese 450 Personen, also alle, die gesund aus der Quarantäne gekommen sind, in größerer Dichte (größeres R 🙂 ) gemeinsam trainieren
- Ist diese Dichte zwei bis dreimal so groß, so dass 60 bis 90 Personen gemeinsam trainieren, eröffnet das freie Zeiten für weitere kleine Gruppen, die mit Mindestabstand trainieren können
- Bei doppelter Dichte wären das 225, bei dreifacher Dichte 300 zusätzliche Personen
- In der dritten und vierten Woche könnten somit bereits 700 Personen in einem Fitnessstudio trainieren
- In der fünften und sechsten Woche könnten diese 700 Personen mit einer Dichte von 70 Personen trainieren, was bei 10 Gruppen à vier Stunden pro Woche zu vierzig Stunden das Studio belegt. Das lässt 20 Stunden für neue kleine Gruppen oder, äquivalent nach obiger Rechnung, 150 neue Personen zu. In der Summe also 850 Personen.
- Etwas vereinfachend kalkuliert für die Wochen sieben und acht könnten nach nur zwei Monaten bereits 1.000 Menschen gemeinsam trainieren
- Wenn immer dieselben 60 bis 90 Personen zusammen trainieren und einer von diesen wird krank mit Verdacht auf eine Cov-Sars-2 Infizierung, bleiben nur diese 60 bis 90 Personen in Quarantäne, wohingegen über 900 Personen weiter trainieren können
- Das „andere R“ wird dabei permanent im Auge behalten
- Da Sport in vernünftigem Maß förderlich für die Gesundheit und ein Ausgleich zur Arbeit ist, kann dies Arbeitsausfälle durch fehlende Bewegung und mangelnde soziale Kontakte kompensieren
- Ich halte die Förderung sozialer Kontakte und ein Zurück zu einem normalen Leben, zumindest innerhalb nationaler Grenzen für äußerst erstrebenswert
- Dieser Plan könnte einen Beitrag für den Teil der Gesellschaft leisten, die an Sport interessiert sind
Das ist zumindest eine denkbare Möglichkeit. Die Lösung das 2 wochen Quarantäne durchgeführt werden muss ist natürlich nicht prickelnd. Aber die Verlockung mal wieder netten Menschen zu treffen ist sehr gross. Ich halte es für für eine gute Idee.