In Teil 1 zur exekutiven Inkompetenz habe ich mich im Wesentlichen auf Themen bezogen, die vor der Pandemie entstanden (z.B. ein nationaler Pandemieplan) und wie die Exekutive es schaffte, die dort enthaltenen Erkenntnisse nicht zu nutzen.
In diesem Beitrag möchte ich mich mit dem Pandemiegeschehen selbst, im Besonderen mit dem Thema Lockdown auseinandersetzen. Kommen wir gleich zur zweiten Welle, als man schon ein bisschen schlauer hätte sein können. Die Begründung zur Einführung des zweiten Lockdowns zum 02.11.2020 lautete, man wolle die exponentielle Zunahme an täglichen Neuinfektionen stoppen. Der exponentielle Anstieg war aber schon vor Beginn des Lockdons gestoppt. Jetzt möge man mich nicht falsch verstehen: Ich behaupte nicht, dass nichts getan werden muss. Aber wenn man etwas tut, dann sollte man sein eigenes Handeln auch verstehen. Eine Methode, die man hier zur Anwendung bringen könnte, wäre, eine nachvollziehbare Begründung zu geben. Und wenn sich Begründungen als falsch erweisen, sachlich nach besseren suchen.
Doch, so dünkt es einem, die Exekutive exekutiert nur – sie denkt nicht. Nur nicht zu viel auf einmal.
Und heute, Anfang Dezember, stellt man fest: Die Zahlen werden nicht besser. Oops, woran das wohl liegen könnte. Hat man im Lockdown vielleicht die falschen Maßnahmen ergriffen? Hm, wen interessiert’s. Die Exekutive, so der Eindruck, schon mal nicht. Man schlussfolgert, dass der Lockdown-light nicht genug ist. Deshalb kommt jetzt der Heavy-Lockdown. Der mag dann vielleicht helfen – aber zu welchem Preis? Halten wir aber zunächst einmal fest: Restaurants, Bars, Fitnessstudios, Theater usf. sind geschlossen und die Zahlen nehmen trotzdem nicht ab. Das könnte daran liegen, dass die entsprechenden Einrichtungen in Kombination mit den ergriffenen Gegenmaßnahmen keine Pandemietreiber sind. Ganz im Gegenteil könnte man auf die Idee verfallen, dass Menschen ein Ventil suchen der durch den Lockdown verordneten sozialen Kälte zu entfliehen und soziale Wärme zu suchen – auf illegalen Parties und sonstigen nicht erlaubten Treffen im Verborgenen. Man kann sicher sein, dass an diesen Orten keine Maßnahmen getroffen werden, wie wir sie zum Beispiel von Restaurants kennen. Würde man also die vielen Einrichtungen, die soziale Belange bedienen, wieder öffnen, könnte sich dies sogar positiv auf die Fallzahlen auswirken.
Aber nein, wir konstatieren eine „Pandemiemüdigkeit„. In dem eben verlinkten Artikel heißt es: „Rückkopplungsmechanismen zwischen dem Infektionsgeschehen und dem Bewusstsein in der Bevölkerung können dazu führen, dass Erkrankungen und Todesfälle auf hohem Niveau verbleiben“. Es werden Computermodelle bemüht, die zeigen sollen, „wie die Bevölkerung auf hohe Zahlen von Todesfällen reagiert“. Was uns nicht mitgeteilt wird, ist, was man unter hohen Todeszahlen versteht. Wenn man mir vor der Pandemie mal eben so erzählt hätte „heute sind 2.643 Menschen gestorben“, so hätte ich dies subjektiv als eine hohe Zahl an Toten aufgefasst. Aber siehe da, es ist der „Normalzustand“, dass in der Bundesrepublik Deutschland täglich um die 2.600 Menschen sterben. Die sehen wir aber nicht. Die so genannten hohen Zahlen an Corona-Todesfällen sehen und hören wir „nur“ in den Nachrichten. Um uns herum sehen die meisten von uns keine Menschen an Corona sterben. Versetzen wir uns in Zeiten, in denen die Pest wütete. Wenn man sich da aus dem Haus gewagt hat und sich nur wenig von diesem entfernte, hat man viele Tote mit eigenen Augen sehen und bewusst wahrnehmen können. Ich gehe jede Wette ein, dass, wenn wir mit eigenen Augen Menschen zu sähen bekämen, die mit schwarzen Beulen am ganzen Körper übersät sind und kurz darauf versterben, dann wäre das Ergebnis der „Rückkopplungsmechanismen zwischen dem Infektionsgeschehen und dem Bewusstsein in der Bevölkerung“ ein ganz anderes. Vielleicht liefert unser (Unter-) Bewusstsein ja genau die richtige Information: Die meisten Menschen überleben! Und die meisten von denen, die sterben sind alt. Auch dies dürfte man eher als „normal“ wahrnehmen.
Schauen wir uns hierzu eine Statistik des Robert Koch-Instituts zum Stand 08.12.2020 an (Tabelle auf S. 8). Man kann leicht erkennen, von den19.314 Toten, die es bis zur Erstellung der Statistik in Deutschland gab, stammen 1,21% von den unter 50-jährigen. In absoluten Zahlen ausgedrückt: 233 Tote in 9 Monaten. Wenn ich diese Zahlen nun in Zusammenhang mit der Erklärung zur Pandemiemüdigkeit bringe, nämlich dass es einen „Rückkopplungsmechanismen zwischen dem Infektionsgeschehen und dem Bewusstsein in der Bevölkerung“ geben soll, dann doch eben der, dass die Zahl der Toten niedrig ist und man daraus schließt: Diese Pandemie ist überschaubar dramatisch. Machen wir noch eine Beispielrechnung: Zu den 233 unter 50-jährigen Toten gebe es jeweils 100 Trauernde, dann ergibt das 233 * 100 = 23.300 unmittelbar vom Corona-Tod Betroffene. Umgerechnet auf die Bevölkerung Deutschlands sind das dann 23.330 geteilt durch 83.000.000 also 0,028 % Betroffene. Keine große Zahl.
Betrachten wir die Alterspyramide von der anderen Seite. Aus der Gruppe der 80-jährigen und älteren stammen 12.804 Tote oder 66,29 % aller Toten. Jetzt behaupte ich einfach einmal, dass das Gros aus dieser Altersgruppe zu den weniger mobilen Menschen zählt und sich eher in Alters- und Pflegeheimen aufhält. Fassen wir jetzt noch die über 70-jährigen zu diesen „Alten“ zu einer Gruppe zusammen, dann stellt die Gruppe 16.851 oder 87,25 % aller Toten.
Wenn die Exekutive es Ernst meint damit, Verantwortung zu übernehmen, dann muss sie die Frage beantworten, ob die Lockdownmaßnahmen geeignet sind die eben genannte Altersgruppe zu schützen. Schützen wir die Alten, wenn wir nicht ins Restaurant gehen, nicht ins Theater, nicht ins Fitnessstudio . . . oder schützen wir sie, in dem wir den Kontakt zu dieser Bevölkerungsgruppe meiden, zynisch formuliert – nicht ins Altersheim gehen. Mein Vorschlag als Heav-Lockdown-Maßnahme: Verbot des Besuchs von Alten. Und auf einen Schlag können wir 87,25 % aller Corona Toten verhindern!
Nein, ich bin nicht dafür unsere Alten, die Deutschland den Wohlstand beschert haben, in dem wir Jüngeren heute leben dürfen, vereinsamen und alleine zu lassen. Besuche unter Einhaltung entsprechender Maßnahmen sollten in vertretbarem Umfang erlaubt werden. Dazu gehört natürlich, dass in erster Linie die Angehörigen eine Kontakterlaubnis erhalten, mit dem Verweis auf entsprechende Regeln.
Schützt endlich die stark betroffenen Gruppen und zwar effektiv. Siehe Tübingen. Lasst den Rest der Bevölkerung ein relativ normales Leben führen. Das bedeutet AHA Regeln einhalten und kein Lockdown. Damit können wir die Wirtschaft am Leben halten und somit dafür sorgen, genug Geld zu erwirtschaften, den Alten, auch auf längere Sicht, ein würdiges Leben zu ermöglichen.