In der Beitragsreihe „Was bedeutet zweite Welle?“ habe ich die Entwicklung der Corona Pandemie in Deutschland und einigen europäischen Ländern betrachtet. In diesem Beitrag möchte ich die Kenngrößen (Key Performance Indikatoren – KPI) Neuinfizierte pro hunderttausend und Woche, Tote pro Tag und hunderttausend sowie Sterberate aus der Beitragsreihe zusammenfassen und vergleichend darstellen.

Wie aus der folgenden Abbildung zu erkennen ist, verlaufen die Kurven für fünf der sechs gezeigten Länder recht ähnlich. Einzige Ausnahme ist Schweden (blaue Kurve). Die Zahl der Neinfizierten pro hunderttausend und Woche steigt zu Beginn der Pandemie steil an, um dann wieder genauso steil abzufallen. Der zweite Anstieg beginnt zu unterschiedlichen Zeiten und fällt unterschiedlich stark aus. Bei Spanien, Frankreich und Österreich sieht es nach einer echten zweiten Welle aus. Für Spanien (ocker farbene Kurve) scheint der Peak der zweiten Welle überschritten zu sein. Für Italien und Deutschland nehmen die Zahlen erst in den letzten Tagen stärker zu.

Auffallend ist, dass es einen direkten, proportionalen Zusammenhang zwischen der Größe des Peaks der ersten Welle und der zweiten Welle zu geben scheint, wie in der folgenden Abbildung gezeigt: Je größer der erste Peak, um so früher und stärker die Zunahme in der zweiten Welle beziehungsweise um so höher der aktuelle Wert (nur Spanien scheint den Peak der zweiten Welle bereits überschritten zu haben). Der mit einem roten Quadrat markierte Punkt gehört zu Deutschland. Die mit einem X markierten Punkte gehören zu Italien beziehungsweise Schweden. Der Verlauf der Kurve zu Schweden erscheint atypisch, was den aktuell niedrigen Wert erklären könnte. Da bis auf Spanien noch in keinem weiteren betrachteten Land der Peak zur zweiten Welle erreicht ist, ist die Darstellung als vorläufig zu betrachten. Zumindest aber kann man sagen, dass bei Ländern mit milderem Verlauf der ersten Welle, die zweite später beginnt.

Schauen wir uns als nächstes vergleichend den Verlauf der Toten pro Tag und hunderttausend als gleitendes 7-Tage Mittel und normiert auf 100.000 Einwohner an. Im Gegensatz zum Verlauf der Neuinfizierten ist kein qualitativer Unterschied zwischen Schweden und den übrigen Ländern festzustellen. Für Spanien und Frankreich ist zur zweiten Welle eine Zunahme der Toten pro Tag zu erkennen, was sich aus dem Verlauf der Neuinfektionen ableiten lässt.

Aus den beiden oben gezeigten Kurven lässt sich die Entwicklung der Sterberate berechnen, zumindest relativ, da die tatsächliche Zahl der Infizierten nicht bekannt ist, aber größer sein dürfte, als die tatsächlich gemessenen. Dazu teilt man die Gesamtzahl der Toten durch die Gesamtzahl der Infizierten für den jeweiligen Tag. Für den Ländervergleich habe ich den Verlauf der Sterberate aus Toten und Infizierten pro Woche gewählt.

Die Kurven verlaufen grob qualitativ ähnlich. Die großen Streuungen für Spanien und Frankreich dürften als Ursache eine unregelmäßige Datenerfassung haben. Zu Italien fällt auf, dass die Sterbreate nach der ersten Welle noch recht lange ansteigt und erst ab Tag t_{145} deutlich abfällt. Da für Spanien, Frankreich und Österreich bereits seit 60 bis 80 Tagen ein deutlicher Anstieg der Infiziertenzahlen zu beobachten ist, der über dem Peakwert der ersten Welle liegt, fällt auf, dass die Sterberate davon relativ unberührt und auf niedrigem Niveau bleibt, das sich nach Ende der ersten Welle in allen Ländern ab circa Tag t_{200} eingestellt hat.

Um dies etwas besser zu betrachten, habe ich in der folgenden Abbildung im Vergleich zur vorigen in den rechten unteren Bereich gezoomt. Die Werte schwanken, etwas deutlicher für Schweden, verharren aber um 0,005, was einer Sterberate von 0,5 % entspricht. Ausnahmen sind Italien und Spanien, wobei Italien schon wieder eine abnehmende Tendenz zeigt, nur bei Spanien ist eine steigende Tendenz zu erkennen.

Abschließend kann man nur sagen, dass man den Verlauf der nun auf uns zukommenden „Grippewelle“ abwarten muss. Auch wenn der Verlauf einer Corona Erkrankung für manche auch über Monate nachwirkt, erscheint es doch so, dass sich zumindest die Sterberate auf relativ niedrigem Niveau, das in etwa dem der Grippe entspricht, einpegelt. Der Vergleich zur Grippe ist mit Vorsicht zu betrachten. Hier bedarf es eines eigenen Vergleichs.

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