Wie die tagesschau berichtete, fordert der DGB einen „Rechtsanspruch Anspruch auf Homeoffice„. Dies soll jedenfalls da erfolgen, wo es machbar ist. Die Grünen fordern, bundeseinheitliche Regeln zu erlassen und wollen Bußgelder einführen. Überall dort, wo es möglich ist, sagen sie, soll Homeoffice verpflichtend angeboten werden.
Mir stellen sich hier erst einmal vor allem zwei Fragen. Erstens, wenn bundeseinheitliche Regeln erlassen werden, wie sehr kann das meine persönliche Ausgestaltung mit dem Arbeitgeber beeinträchtigen? Sprich, wenn der Arbeitgeber die einheitlichen Regeln einhält, meine Interessen dabei nicht oder unzureichend berücksichtigt werden, braucht der Arbeitgeber dann weiter nichts zu tun? Ich sehe hier ganz klar die Gefahr, dass die Möglichkeit und Flexibilität individueller Lösungen eingeschränkt wird. Zweitens: Es wird Homeoffice „überall dort, wo es möglich ist“ gefordert. Laut tagesschau.de arbeiten derzeit ein Viertel, also 25 Prozent, ausschließlich im Homeoffice. Auf weitere 20 Prozent treffe das teilweise zu. Das bedeutet, dass bereits jetzt circa 45 Prozent der Beschäftigten die Möglichkeit eingeräumt wird, zumindest teilweise im Homeoffice zu arbeiten. tagesschau.de zitiert im selben Beitrag Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), mit der Aussage, dass fast 60 Prozent der Beschäftigten in Deutschland nicht von zu Hause aus arbeiten können, weil zum Beispiel häufig ihre Arbeit einen Dienst an anderen Menschen beinhaltet.
Wenn 60 Prozent nicht im Homeoffice arbeiten können, kann man einfach hochrechnen, dass für 40 Prozent Homeoffice möglich sein sollte. Derzeit wird aber bereits 45 Prozent aller Beschäftigten Homeoffice angeboten. Wo, bitte schön, ist da die Lücke?
Die meisten Arbeitgeber haben ihre Infrastruktur bereits vor dem ersten Lockdown geprüft und gegebenenfalls angepasst, so dass Beschäftigte aus dem Homeoffice heraus arbeiten können, aus eigenem Interesse. DGB-Chef Reiner Hoffmann sagte wohl gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“, es könne nicht sein, dass die Entscheidung über das Arbeiten im Homeoffice allein bei den Arbeitgebern liege. Für Firmen ohne Betriebsräte forderte Hoffmann weitere gesetzliche Regeln. „Sonst machen die Kapitalisten, was sie wollen.“ Wo war der Mann die letzten zehn Monate? Die Politiker machen was sie wollen und beschließen Maßnahmen wie den Lockdown. Gleichzeitig überlassen sie es Arbeitgebern wie Beschäftigten, eine Lösung für die Situation zu finden. Die Entscheidung über den Lockdown wurde nicht von den Arbeitgebern getroffen. Hoffmann stellt weiterhin fest, dass manche Firmen ihre Büroflächen verkleinern. Dem Mitarbeiter drohe dann die Reise nach Jerusalem: Wer zur Arbeit kommt, muss sich erstmal mühsam einen Platz suchen. Hierzu meine Frage: Zu wessen Schaden erfolgt das? In der Zeit, in der der Arbeitnehmer einen Platz sucht, kann er nicht arbeiten, muss aber trotzdem bezahlt werden. Der Arbeitgeber wird selbst großes Interesse daran haben, seinen Angestellten reibungsfreies Arbeiten zu ermöglichen. Einem Gewerkschaftsfunktionär mag das vielleicht fremd vorkommen, er muss ja nicht für sein Gehalt sorgen. Und dass ein Unternehmen Büroplätze abbaut, um etwa Mietkosten zu sparen und damit einen Beitrag leistet, Arbeitsplätze zu erhalten, mag für den Herrn ebenfalls unbekannt sein.
Es ist schockierend, mit welcher Weltfremdheit Politiker und Gewerkschaftsfunktionäre argumentieren. Es könnte einem der Gedanke in den Kopf schießen als hätten diese Damen und Herren noch nie in der freien Wirtschaft gearbeitet, weder angestellt noch selbstständig.